Affoltern-CH - Grenze GR-TR 4.-15.4.2004

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Wir haben die Ueberfahrt von Venedig nach Igoumenitsa bereits im voraus gebucht und bezahlt, so starten wir denn auch am Sonntag, den 4. April 2004, wenn auch erst gegen 18.30h. Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man den festen Wohnsitz der vergangenen 25 Jahre, das bisherige geregelte Leben samt Freunden und Verwandten, vor allem aber auch die engen Angehörigen, speziell die Kinder Katja und Michael und unsere Eltern, für diese geplante lange Reise verlässt.

Bis zum Gotthard (Gott sei Dank ohne Stau) habe ich mich vom Abschiedsschmerz erholt, kann aber noch nicht abschalten. In meinem Kopf dreht sich alles um das, was ich eventuell mitzunehmen oder aber zu regeln vergessen habe. Aus meinen Gedanken - die schon eher ins Dösen übergegangen waren - werde ich dann abrupt vor Mailand gerissen: unsere 1. Panne – unglaublich, ein Plattfuß!

Vom Uebernachtungsplatz bei einer Autobahn-Raststätte vor Verona setzten wir am Montag die Reise fort und stehen morgens um 11.00h im Hafen von Venedig vor der „Pasiphae Palace“. Unheimlich was in der Folge alles im Bauch der Fähre verstaut wird, unser gut 4t schwerer Camper ist das nur ein Brosame. Mit etwas Verspätung verlassen wir Italien und können von nun an uns bei Cappuccino in der Bar, beim Lesen von Büchern oder den ersten E-mails im Internet-Café entspannen. Wir stehen auf dem „Camp-on-Board-Deck“, leisten uns aber den Luxus der Verpflegung im Schiffsrestaurant. Die Ueberfahrt bei bedecktem Himmel ist ruhig, etwas Abendrot verspricht einen schöneren morgigen Tag.

 

Aber Igoumenitsa am Dienstag praesentiert sich ebenso unter bewoelktem Himmel, unspektakulaer wie bei unserem Aufenthalt vor Jahren, mit vielen Baustellen, leicht verstaubt und mit unzaehligen kleinen Laeden. Von unserem Standplatz etwas ausserhalb der Stadt haben wir einen herrlichen Blick über Bucht und die Launen des Wettergottes.

Wir entscheiden uns für die nördliche Route über Ionannina-Konitsa-Neapolis-Kozani und erleben entgegen unserer Erwartung ruppiges Gebiet, Kurve auf Kurve, ein stetes Rauf und Runter von Meereshöhe bis auf zweimal 1360 m. Fahren ist Arbeit und obwohl wir die Gegend mit den wilden Flussbetten mit grossen Kies- und Sand-Vorräten und den vielen Marmor-Steinbrüchen geniessen, schätzen wir dann am Donnerstag das frühlingshafte Gelände mit unzähligen Obstbaum-Kulturen und Feldern vom zweiten. Uebernachtungsplatz bei Veria an bis nach Thessaloniki, wo wir auf Autobahn flotter vorwärts kommen.

Unser alter Reise-Instinkt führt uns im Industriegebiet eingangs Thessaloniki ziemlich direkt zu einem Reifen- Grosshändler, wo wir unser Ersatzteillager um 6 Schläuche ergänzen, denn der Grund der Reifenpanne war ein zu kleiner 750er- statt 900er-Schlauch beim Plattfuss. Dies dürfte auch bei all den andern vom Händler in der Schweiz aufgezogenen Pneus der Fall sein, und wir sind lieber für den Ernst- resp. Den zu erwartenden Schaden-Fall gewappnet. Das Ersetzen des geplatzten Schlauches in der nahen Werkstatt kostete ganze EUR 3.50.

Den restlichen Teil vom Donnerstag verbringen wir mit Bummeln in der Stadt. Da war dann ein griechischer Kaffee im Boulevard-Restaurant imVerhältnis schon etwas teurer: pro Tässchen EUR 2.00! Heute, obwohl Karfreitag, ist mein Pflichttag. Homepage und Tagebuch warten, es wollen noch die Adress- sowie Reise-Infolisten, die Foto-Register und Reisebuchhaltung à jour gebracht werden. Daher haben wir Rollentausch: Fredy macht derweil den Haushalt und absolviert den Einkauf per Velo. Um mir Verpflegungszeit zu einzusparen spendiert er gar eine Pizza.

Die Stadt verlassen wir am 10.4. auf Baumann'sche Weise. Erst erwischen wir die falsche Ausfahrtsachse, dann ist vor einem Lichtsignal noch der aktuelle Dieseltank leer, und Fredy muss erst mal den Kopf unter die Haube zum Systementlüften stecken. Unsere Griechenland-Karte ist nicht mehr die aktuellste, uns so werden wir immer wieder von Autobahnstücken überrascht. Wir fahren denn auch nach GPS durchs Grüne nördlich am Koronia und Volvi See entlang durch eine flache, von Vieh- und Landwirtschaft geprägten Gegend. Der Obstbau geht dann später in Reben über und nach 100 km gelangen wir wieder ans Meer.

Kavala ist ein dichtes Häusermeer im mediterraneen Stil. Wir fahren runter ans Meer und können unsern Camper an der Mole zwischen parkierte Autos quetschen. Niemand stört sich an uns, wir werden höchstens angesprochen, woher wir kämen und darüber informiert, dass heute Nacht gegen Mitternacht die Osterfeierlichkeiten stattfänden. Am Wochenende geht man aus - wir essen unten im Hafen feinen Tintenfisch, wie wir ihn noch nie serviert erhalten haben.

Alles bleibt erst ruhig, aber um 23.00h beginnen die Glocken der nahen Kirche zu läuten und wir sputen uns dahin, woher ein kirchlicher Gesang tönt. Immer mehr Leute strömen zusammen. Am Altar entzünden einige ihre langen Kerzen und die Flamme wird dann unter den Leuten weitergegeben. Die Ortsmusik besammelt sich und schliesslich formiert sich eine Prozession mit Popen an der Spitze zur Piazza, wo ein Gottesdienst abgehalten wird. Punkt 24.00h setzt die Musik laut ein und Feuerwerk wird losgelassen. Jung und Alt umarmt und wünscht sich gegenseitig frohe Ostern und "tütscht" die mitgebrachten farbigen Eier.

Nach dem Besteigen der Zitadelle, von wo aus man eine herrliche Sicht auf die Stadt hat, verlassen wir Kavala. Der Oster-Sonntag ist anscheinend ein hoher Feiertag. Alle Geschäfts, selbst die Bäckereien, sind geschlossen, und wir finden nur gerade eine Tankstelle, wo wir noch vom iun Griechenland günstigeren Diesel als in der Türkei tanken können. Ausserhalb der Stadt muss dann Fredy noch ins Ueberkleid steigen und den Grund für das Herausrinnen von Diesel am hinteren Tank zu beheben.

Xanti ist dann nicht, wie wir der Meinung waren, der Grenzort - auf unserer Strassenkarte fehlt der östlichste Zipfel Griechenlands. So können wir beruhigt noch einen Mittagshalt einschalten und über Alexandroupoulis weiterfahren. Um 16.00h dann rollen wir auf die Grenzposten zu - Ausreise aus Griechenland nur eine Formalität, Abenteuer Einreise Türkei kann beginnen.

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